Goodbye Heaven's Gate

Ich weiß noch wie ich am Parkway Motel in Pincher Creek darauf gewartet habe, dass Brigitte mich abholt. Und plötzlich kam sie angedüst in ihrem weißen Pick Up und strahlte so viel Wärme aus, dass ich sie glatt umarmen musste. Auf Heaven´s Gate angekommen war ich so begeistert von den Gegebenheiten, dass ich mich kaum ein kriegen konnte. Genussvoll schwang ich jeden Tag die Schaufel um die Pferdescheiße aufzuheben. Für mich ein Traum, der endlich wahr wurde. Alle anderen schüttelten nur mit dem Kopf und hielten mich für völlig durchgeknallt. Nun ja, dass mit der Durchgeknalltheit hat sich auch in den vergangenen drei Monaten immer wieder bestätigt. Aber ich habe wirklich jedes einzelne Stück Pferdescheiße genossen. Ich durfte arbeiten wie ein Mann, habe Holz geschleppt, Steine getragen, Häuser gestrichen, Dächer gedeckt, gebohrt, genagelt und noch vieles mehr. Jetzt habe ich so viele Schwielen an den Händen, dass ich mir wirklich vorkomme wie ein Mann. Aber ich bin stolz und ziehe mit diesen Händen weiter ehrenhaft durchs Leben. Und...ich habe es für die Tiere getan, die Brigitte und Al retteten und noch retten werden. Es ist unglaublich, dass diese unschuldigen Wesen eigentlich nicht mehr diese Luft atmen sollten, die wir jeden Tag aufnehmen. Sie sollten plötzlich nicht mehr die Sonne auf- und untergehen sehen, weil irgendjemand sie für ungenügend befunden hat. Lucky wäre eigentlich nicht mehr am Leben. Brigitte fand ihn bei den Hutterrides unter einen Stachldrahtzaun eingeklemmt. Er war eigentlich schon tot. Sie musste sogar noch 40 Dollar für ihn zahlen, sonst hätte sie ihn nicht mitnehmen können. Durch gute Pflege geht es ihm heute wieder besser und er genießt sein neues, freies Leben auf Heaven´s Gate. Chiko, wurde von Indianern für ein Ritual missbraucht. Man schnitt ihn seinen Schwanz ab und anschließend warf man ihn in einen Graben. Dabei brach er sich einen Hinterlauf. Tage später wurde er halb verhungert gefunden. Als er wieder zu Kräften kam, nahmen Brigitte & Al ihn bei sich auf. Heute ist er ein kleiner Wirbelwind und versucht der Chef im Hunderudel zu werden. Magarita (links) wurde als Baby von irgendwelchen Idioten ins Feuer geworfen. Dabei verbrannte sie sich am Ohr. Brigitte & Al zogen sie mit der Hand auf, da ihre Eltern bei dem Brand ums Leben kamen. Sie überlebte und erholte sich von dem Trauma. Heute lebt sie als wilder Waschbär um Heaven´s Gate herum und schaut ab und an nochmal vorbei. Cleo wurde etwas schlimmes angetan , sie hat Angst vor alles und es dauert sehr lange das man sie ueberhaupt streicheln konnte. Sie war wie eine Furie. Zur Zeit wird sie von Brigitte trainiert und sie findet langsam wieder vertrauen zu den Menschen. Diego war ein richtiger Wirbelwind als er auf Heaven´s Gate ankam. Auch er wurde vom Schlachthaus gerettet, weil er durch ein traumatisches Ereignis nicht mehr reitbar war. Brigitte investierte viel Zeit und trainierte ihn. Er fand das Vertrauen zu den Menschen zurück und konnte vor einigen Tagen erfolgreich an eine neue, liebevollere Familie vermittelt werden. Durch diese Tierschicksale ist mir mal wieder eines bewusst geworden. Wie viel Macht die Menschen besitzen und wiederum auch nicht. Wir können einfach so entscheiden welches Tier getötet wird und welches nicht. Wir können einfach so ein Tier quälen und wundern uns dann, wenn es uns angreift. Wir dürfen ihm einfach den Lebensraum nehmen und sagen: „Du schwimmst jetzt nicht mehr im Meer herum, sondern in diesem winzigen Aquarium!“ Wir selbst wollen frei sein und stehlen jemand anderen den Lebensraum. Deshalb bin ich froh und glücklich, dass es Farmen wie „Heaven´s Gate“ gibt, die jedem Tier eine Chance geben. Hier wird Freiheit noch groß geschrieben und der Wert dieses Wortes geschätzt. Auch wenn es zwischenzeitlich mal zuging wie im Irrenhaus. Ich bin stolz für euch gearbeitet zu haben und es ist mir eine Ehre es wieder zu tun. Ich verzichte gerne wieder auf fließend Wasser, einer warme Dusche, einer normalen Toilette und einer perfekten Internetverbindung. Brigitte, du hast mal gesagt: „Wer viel braucht, muss auch viel arbeiten und wer wenig braucht, muss wenig arbeiten!“ Es braucht nicht viel um so zu leben und trotzdem glücklich zu sein. Was gibt es denn schöneres als morgens aufzuwachen und zu sehen wie die Sonne über den Rocky Mountains aufgeht. Oder dieser fantastische Sternenhimmel. Ich habe noch nie in meinem Leben so wunderschöne Sterne gesehen. Wie oft habe ich mitten in der Nacht draußen gestanden und dem Mond und den Sternen gesagt, wie wunderschön sie sind. Ja ich habe es förmlich in den Himmel geschrien, dass Brigitte schon dachte, dass man doch nicht so happy sein kann. Ich erinnere mich noch an all unsere Autofahrten durch das wunderschöne Alberta. Brigitte hat am Ende nur noch gelacht, wenn ich das Wort „beautiful“ in den Mund nahm und wusste sofort was ich meine. Während meiner Zeit in Vancouver hat jemand mal zu mir gesagt warum ich ausgerechnet den gesamten Sommer auf einer Farm verbringen will. Ich solle die Zeit doch lieber zum Reisen nutzen. Dazu muss ich sagen, dass ich so viel von Alberta gesehen haben, dass ich mich immer und immer wieder in diese Provinz verliebe. Vor allen weil Brigitte und Al es möglich gemacht haben. Wie oft sind sie mit uns am Wochenende zu bestimmten Orten gefahren, sodass wir die Schönheit Albertas bewundern konnten. Ich möchte euch DANKE sagen für die schöne Zeit auf eurer Farm, für die Liebe und Wärme, die ihr mir entgegengebracht habt. Ihr seid großartige Menschen und ich bewundere das, was ihr aufgebaut und geschaffen habt. Hört bitte niemals damit auf.

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